Die Geburt eines Kindes ist für alle beteiligten ein magischer Moment. Das letzte, worüber man sich in dieser Zeit den Kopf zerbrechen möchte, ist Bürokratie, denn die ersten Tage in der neuen Konstellation will man einfach nur für seine Familie da sein. Bei uns hat sich darum mein Mann gekümmert, aber auch er hätte die Zeit lieber anders genutzt.
Zur Zeit sind die meisten Familienleistungen leider noch mit zeitaufwändigen Behördengängen und diversen Anträgen verbunden. Eine digitale Lösung ist aber in Aussicht, dazu weiter unten mehr. Aus eigener Erfahrung kann ich Euch raten, am besten schon vor der Geburt alle nötigen Unterlagen wie Geburts- und Heiratsurkunde zusammenzutragen. Das spart Zeit und Nerven. Legt sie am besten in eine Mappe in die Kliniktasche, falls ihr sie schon im Krankenhaus benötig.
Was man nach der Geburt eines Kindes beachten muss habe ich hier zusammengefasste:
Geburtsurkunde
Die erste Station bei den Behördengängen ist in der Regel das Standesamt. Bis zu einer Woche nach der Geburt des Kindes muss man dort die Geburt anzeigen und die Geburtsurkunde beantragen. Dort wird auch der Name des Kindes eingetragen. Meist bekommt man schon im Krankenhaus ein Formular, dass man dorthin mitbringt. Es gibt auch Krankenhäuser, die die Anmeldung vor Ort direkt übernehmen.
Vom Standesamt bekommt man spezielle Ausführungen der Geburtsurkunde für die Beantragung von Kindergeld und Elterngeld antrag, auch eine Kopie für die Krankenkasse bekommt man dort. Die Kosten belaufen sich auf ca. 10 € pro Urkunde, die Ausführungen für Kinder- und Elterngeld kosten in der Regel nichts.
Dokumente
- Geburtsurkunde beider Eltern
- Kopie der Personalausweise
- Heiratsurkunde (oder Vaterschaftsanerkennung*)
- Geburtsbescheinigung der Klinik (wird zum Teil von der Klinik direkt übermittelt)
Kindergeld
Das Kindergeld kann man bei der zuständigen Familienkasse oder direkt beim Arbeitsamt kostenlos beantragen. Hier findet ihr die für Euch zuständige Familienkasse.
Die Bearbeitung kann einige Zeit dauern, man bekommt das Geld aber ab dem Geburtsmonat rückwirkend ausgezahlt. Aber Vorsicht, man kann das Kindergeld nur maximal 6 Monate rückwirkend beantragen. Lasst euch also nicht zu viel Zeit.
Dokumente
- Antrag auf Kindergeld
- Ausfertigung der Geburtsurkunde des Kindes für Kindergeld
Krankenkasse (gesetzlich)
Ganz wichtig: Man muss sich nach der Geburt keinen Stress machen, denn die Kleinen sind zu Beginn erstmal über Ihre Mutter mitversichert. Ohne entstehende Kosten könne die Kinder dann per Antrag in die Familienversicherung mit aufgenommen werden. Bei Privatversicherten läuft das Ganze evtl. etwas anders ab. Einfach mal bei der Versicherung nachfragen.
Dokumente
- Antrag der Krankenversicherung für die Familienversicherung
- spezielle Ausfertigung der Geburtsurkunde
Elterngeld
Am kompliziertesten war für uns der Antrag auf Elterngeld, weil man dafür so viele Unterlagen benötigt. Der Antrag wird bei der zuständigen Elterngeldstelle eingereicht, die Ihr hier finden könnt.
Das Elterngeld ist maximal drei Monate rückwirkend beantragbar. Man bekommt es, wenn man unter anderem nicht bzw. höchstens 30 Stunden die Woche arbeitet. Das Basiselterngeld beträgt zwischen 300 Euro und 1.800 Euro im Monat und ist abhängig vom Einkommen der Eltern.
Zum Glück kann man den Antrag in vielen Bundesländern mittlerweile digital ausfüllen, das ging bei unserem ersten Kind noch nicht. Hier gehts zum „ElterngeldDigital“ des Bundesministeriums.
Dokumente
- Antrag auf Elterngeld
- Geburtsurkunde des Kindes (extra Ausfertigung)
- Kopie der Personalausweise der Eltern
- Bescheid über Mutterschaftsgeld der Krankenkasse
- Nachweis vom Arbeitgeber zur Elternzeit
- Einkommensnachweise
Tipp: Fülle soweit es geht die Unterlagen im Vorfeld aus, so musst Du Dich damit nicht nach der Geburt herumärgern.
Elternzeit
Spätestens 7 Wochen vor dem gewünschten Beginn muss die Elternezeit beim Arbeitgeber beantragt werden. Sie richtet sich an Eltern, die Ihre Kinder selbst betreuen und erziehen möchten. Dafür können sie eine bis zu dreijährige, unbezahlte Auszeit vom Berufsleben nehmen.
Elternzeit und Elterngeld sind unabhängig voneinander. Aber man kann während seiner Elternzeit auch Elterngeld bekommen.
Dokumente
- Schriftlicher Antrag an den Arbeitgeber
Digitalisierung statt Behördengänge
Der Bundestag hat im November 2020 ein „Gesetz zur Digitalisierung von Verwaltungsverfahren bei der Gewährung von Familienleistungen“ beschlossen. Damit kann zukünftig online mit nur einem Antrag die Geburt des Kindes angezeigt, der Name festlegt, die Geburtsurkunde, sowie Eltern- und Kindergeld beantragt werden. Mit diesem Kombiantrag fallen die lästigen Behördengänge nach der Geburt schlagartig weg, auch müssen die Eltern keine Nachweise mehr bei einer Behörde beantragen um sie bei einer anderen wieder einzureichen. Ich bin auf die Umsetzung sehr gespannt.
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*Vaterschaftsanerkennung:
Eine Vaterschaftsanerkennen benötigt man, wenn die Eltern nicht miteinander verheiratet sind. Dafür sind die Zustimmung beider Eltern nötig. Dafür kann man das aber bereits vor der Geburt beim Standes- oder Jugendamt beantragten.
3 Kommentare
Hier ist ja wirklich alles super zusammen gefasst und erklärt.
Super
Hi Pauline, ich fand den Elterngeld-Antrag auch zum Haareraufen. Die Infos auf den entsprechenden Webseiten des Bundes sind mittlerweile zwar ganz gut aufbereitet, aber die Anträge könnten eine Vereinfachungs-Kur vertragen. Dein Tipp ist super, die Anträge schon weitestgehend vor der Geburt auszufüllen. Das haben wir auch so gemacht. LG Jasmina
Ein Update von einem Papa aus Berlin, der den Elterngeldantrag Ende Sep 2023 gemacht hat: der Antrag konnte komplett digital gestellt und via AusweisApp2 digital mit der Online Funktion vom Perso von mir und meiner Frau unterschrieben werden. Leider kam dann die Nachforderung für eine spezielle Geburtsurkunde ohne weitere Erklärung warum das notwendig ist. Steuerbescheid für das vorherige Jahr obgleich im Antrag alternativ die 12 letzten Lohnabrechnungen auch möglich waren. Es funktioniert also wieder leider nur so halb digital. Babyschritte. Aber wenigstens geht es in die richtige Richtung.