Studieren mit Kind | Zwischen Hörsaal und Wickeltisch

Ich bin 23 Jahre alt, glückliche und stolze Mama eines bald zweijährigen Sohnes, verheiratet und Studentin. Nach meinem Abi habe ich damals sofort angefangen zu studieren und hatte auch viel Freude daran! Das Studentenleben ist etwas ganz besonderes. Die erste WG, die ersten richtigen Partys (zumindest für mich damals), die ersten Nächte in mitten einer fremden Stadt, die ersten geschwänzten Vorlesungen und die Bekanntschaften mit vielen neuen Leuten. All das und noch einiges mehr assoziieren die meisten, wenn sie ans Studentenleben denken. Nach meinen ersten 4 Semestern zwischen Party, Lernen und Kaffee stellte ich allerdings erst einmal fest, dass mein damaliger Studiengang überhaupt nicht zu mir passte bzw. ich einfach unglücklich war. Auch diese Erfahrung machen so einige Studenten. 😉 Nach meinem Studiengangwechsel und meiner Schwangerschaft verbrachte ich zwei Jahre im Mutterschaftsurlaub. Ich hatte mir fest vorgenommen, danach weiter zu studieren und bin überglücklich mit der Entscheidung. Ja, die Lebensschwerpunkte als Mama haben sich um einiges verschoben, aber ich bin sehr dankbar dafür und fühle mich vollkommen in meiner eigenen kleinen Familie angekommen. 🙂 Stillen, Wickeln, Kinderbücher vorlesen, Latein lernen, Vorlesungen wahrnehmen und danach Zuhause aufräumen. Sieht so in etwa der Alltag aus?

Keine Sorge! Studieren mit Kind ist alles andere als langweilig.

Nicht jeden Tag wacht man gut ausgeschlafen, glücklich und mit voller Vorfreude auf den anstehenden Tag auf. Nicht immer ist man gut vorbereitet, hat alles gelernt, die Wäsche und Wohnung perfekt hergerichtet. Und nicht immer managet man Studium mit Familie so wie man es gern möchte! Das ist vollkommen normal und geht JEDEM ab und an so. Mit viel Geduld und Zusammenhalt schafft ihr aber ALLES!!

Zeitmanagement

Um erfolgreich mit Kindchen und Familie zu studieren, ist für mich ein gutes Zeitmanagement das A und O. Es beginnt bereits bei der Einteilung des Stundenplans. Im Studium hat man einen großen Vorteil: die Einteilung der Zeit seiner Arbeit!!! Ich stelle mir meinen Stundenplan immer so zusammen, dass ich möglichst viele Veranstaltungen am Morgen habe und somit den Nachmittag mit meiner Familie verbringen kann.

Wann lerne ich?

Einer der mir am häufigsten gestellten Fragen ist die, wann ich Zeit zum Lernen habe. Ich plane in meinem Stundenplan grundsätzlich einen freien Tag ein, an dem ich zum Lernen in die Bibliothek gehe. 🙂 Ich habe meistens um die 10 Veranstaltungen, d.h. 20 Stunden Uni die Woche. Wenn ich am Tag eine Pause habe, nutze ich diese zur Nachbereitung der Vorlesungen. So fahre ich bisher sehr gut. Natürlich reicht das nicht immer aus. Manchmal ist man müde oder unmotiviert. In solchen Fällen hilft uns die Familie sehr!! Es gibt natürlich auch Wochenenden (vor allem in der Prüfungszeit), die ich zum Lernen nutze. Mein Mann ist jederzeit eine großartige Unterstützung und durch Aufteilung der Arbeit schaffen wir alles recht entspannt. Auch unseren Alltag ein bisschen zu strukturieren hilft. Ich lege mir beispielsweise abends unsere Outfits raus und packe unsere Taschen für Kindergarten und Uni. Ich kann nur empfehlen, vom Anfang des Semesters bis zum Ende kontinuierlich zu arbeiten. Ihr schafft das!

Finanzierung des Studiums

Wir haben großes Glück, dass ein Studium an unseren deutschen Universitäten hoch anerkannt und gut finanzierbar ist! Natürlich fallen trotzdem Semesterbeiträge, Materialkosten und anderes an. Um sich ein Studium zu finanzieren, gehen viele Studenten arbeiten oder erhalten im Idealfall ein Stipendium. Neben Familie, Blog und Universität schaffe ich es definitiv nicht zeitgleich am Nachmittag noch arbeiten zu gehen, weil ich mit Wilhelm immer viel unterwegs bin. Wir Mamas wissen ja, dass immer einiges im Haushalt und rund ums Kind anfällt. 😉 Dennoch gibt es viele kleine Studentenjobs auf 450 Euro Basis. Es gibt aber darüber hinaus noch andere Möglichkeiten einer zusätzlichen Finanzierung bspw. in einer Beantragung von BAföG, verschiedenste Stipendien und Familienhilfe. Informiert euch am besten in eurer jeweiligen Stadt, da es immer viele verschiedene Möglichkeiten von Unterstützung gibt, die viele nicht wahrnehmen. Da ich selbst noch studiere und erst 23 Jahre alt bin erhalte ich zusätzlich noch Kindergeld. Mein Mann hat sein Studium bereits beendet und ist beruflich tätig, sodass wir sein Gehalt, den Unterhalt meiner Eltern und das Kindergeld zur Finanzierung unseres Alltags haben.

Unser Alltag und Betreuung des Kindes

Seitdem ich wieder studiere wird Wilhelm im Kindergarten betreut. Er geht seit circa sieben Monaten hin und fühlt sich sehr wohl. Mein Mann und ich sind sehr froh, damals unseren Wunschplatz für Wilhelm bekommen zu haben. Morgens wird Willi entweder von meinem Mann oder von mir in den Kindergarten gebracht. Ich hole ihn täglich am frühen Nachmittag nach der Uni ab. Natürlich funktioniert es nicht immer so bilderbuchmäßig!! Manchmal habe ich eine längere Veranstaltung, das Kindchen ist krank oder anderes steht an. In solchen Fällen steht mir mein Mann und unsere Familien immer zur Verfügung, um Wilhelm zu betreuen! Das ist eine unfassbare Hilfe, für die ich sehr dankbar bin.

Teamwork ist alles! Die Familie ist immer eine große Hilfe

Unabhängig von der Uni muss natürlich auch der Haushalt ein wenig im Zaum gehalten werden 😀 Das machen wir immer am Abend oder zwischendurch.

Studieren mit Kind_Mamablog Thüringen_Paulinchen.blog

Wie kinderfreundlich ist unsere Universität?

Ich studiere seit 2 Semestern wieder in Jena und bin sehr zufrieden damit! Die Stadt ist wunderschön und in meinen Augen sehr kinderfreundlich. Unsere Universität bietet einige Möglichkeiten das Studium mit Kind zu erleichtern es gibt eine extra Beratungsstelle, das Hochschul-Familienbüro, für eure Fragen. Die Uni bietet beispielsweise eine eigene Kinderbetreuung (JUniKinder), die direkt auf dem Campus platziert ist. Um diese in Anspruch zu nehmen muss man sich natürlich vor Ort anmelden und nur für die jeweils in Anspruch genommene Zeit zahlen. Sehr praktisch. Einige Kindertagesstätten in Jena werden vom Studentenwerk betrieben, um gezielt Studenten mit Kindern zu unterstützen. Wir haben damals ohne Probleme unserer Kindergartenplatz bekommen.

Die Ernst-Abbe Mensa ist unsere liebste Mensa, weil wir die Spielecke dort sehr gern nutzen. Aber auch andere Mensen in Jena haben schöne Ecken für die Kids (die Philomensa zum Beispiel). Mit der Kindermensakarte können die Kinder sogar kostenlos Mittagessen 🙂 Ein so nettes Angebot.

Babys und Kinder können in unserer Fakultät nach Absprache mit dem jeweiligen Professor sogar mit in die Vorlesungen genommen werden. Wilhelm war bisher aber noch nicht mit. Die Möglichkeit zu haben ihn mitnehmen zu dürfen finde ich trotzdem super! Manchmal geht es eben nicht anders. Auch die Prüfungstermine sind an einigen Fakultäten flexibel und sollte es nicht anders gehen, besteht somit die Möglichkeit, in Ausnahmefällen eine Klausur zu verschieben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer von Vorteil ist, bei Problemen mit dem Professor zu reden. Es findet sich immer eine Lösung! 🙂

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Überblick zum Thema Studium mit Kind geben.

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14 Kommentare

  1. Ich bewundere dich echt total! Meine Studentenjahre in Wien liegen schon Ewigkeiten zurück, und ich wäre mit Kind damals sicher total überfordert gewesen. Dazumals waren studierende Mamas aber auch eine echte Seltenheit, und ich könnte mich nicht daran erinnern, dass ich jemals ein Kind in der Mensa gesehen hätte. Danke für den ehrlichen und informativen Beitrag!

  2. Hey meine Liebe! Ich studiere auch noch und kann es sehr gut nachvollziehen, was du meinst. Insbesondere gute Planung ist da das A und O ?

  3. Ich bin immer ganz angetan, wenn ich solche Geschichten lese. Ich finde es einfach nur bemerkenswert und sehr engagiert. Dieser Beitrag ist an und für sich schon sehr gelungen, doch er fungiert auch als Paradebeispiel und Kraftspender. Er kann Menschen zeigen, dass Studium und Familie auf jeden Fall vereinbar sind. Euer Zusammenhalt ist auch ein tolles Beispiel dafür, wie eine glückliche Familie aussehen kann. Ich bin ehrlich gesagt sehr erfreut diese Beitrag gefunden zu haben.

    Bei mir sieht die Welt etwas anders auch. Ich studiere zwar auch, jedoch berufsbegleitend und noch ohne Kind. Klar, es sind ganz andere Voraussetzungen, aber Studium ist Studium. Und allein ich merke schon, dass Zeitmanagement sehr wichtig ist. Und dabei muss ich nur mein Leben in Griff kriegen und muss nicht noch ein Kind groß ziehen. Auch an dieser Stelle wieder bemerke ich, wie sensationell deine Leistung ist. Da kann man wirklich nur den Hut ziehen! Das besondere an meinem Masterstudium ist, dass ich den antreten durfte ohne ein Bachelor absolviert zu haben. Diese Möglichkeit war auch ein großer Motivationsgrund, warum ich mich dann dafür entschieden habe. Ich musste eine Eignungsprüfung bestehen und einige Jahre Berufserfahrung nachweisen. Das mit der Berufserfahrung mit meinen 36 Jahren war gar kein Problem. Möglich ist ein Master ohne Bachelor an der mah-hd.de. Ein paar Semester und Abschlussarbeiten habe ich noch vor mir, aber irgendwann ist jeder Marathon vorbei.

    Vielen lieben Dank für den ehrlichen und motivierenden Beitrag! 🙂

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